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Impfen is possible

Der Aventüre zweiter Teil


Wir erinnern uns und erschaudern:


In Kapitel 5 der Aventüre hatte man uns in Neapel endgültig zermürbt, uns an Körper und Seele gebrochen beim Ospedale della Santissima Annunziata, als man uns nach über 5 Stunden Wartezeit das Vakzin final verweigerte, obgleich wir doch eine Steuernummer hatten, Mut und Geschick bewiesen hatten und eine aus Verzweiflung geborene, schier übermenschliche Geduld. All das hatte nicht genügt.


So hatten wir die Flucht nach vorne ergriffen und waren nach Griechenland gereist, wo wir seitdem ein sorgenfreies Leben am Pilion führen, denn mein Vater hat hier vor Kurzem ein Haus gebaut, das wir nun bewohnen dürfen. Wie bereits geschildert, ist es hier so schrecklich schön, dass wir gar nicht mehr fort wollen. Also haben wir Zeit und Ruhe, es mit den hiesigen Behörden aufzunehmen.


Denn hier benötigt man ebenfalls eine Steuernummer und/oder eine Sozialversicherungsnummer, um sich im Impfregister registrieren zu dürfen, aber hier kämpfen wir nicht allein mit den Ämtern und Regelwerken. Passend zum vorliegenden ritterlichen Thema möchte ich eine Lanze brechen für unseren Streiter an vorderster Front:


Eine Fanfare für Norbert!


Norbert ist ein Jahrzehnte verlorener und kürzlich wiedergefundener Kindheitsfreund meines Vaters, seit Langem ansässig am Pilion, hat hier den Grundstückskauf und Hausbau organisiert und kennt sich aus mit Gott und der Welt. Abgesehen davon haben wir das große Glück, dass er aus Freundschaft zu meinem Vater Lutz und mich bei all unseren zahlreichen Fragen und Plänen in Griechenland berät und unterstützt.


Wer einen Norbert hat, der findet einen Weg. Wer einen Norbert hat, der braucht keine Ämter mehr zu fürchten, der geht hinein ins Amt und kommt hinaus mit Steuer- und Sozialversicherungsnummer.


Wer einen Norbert hat, der kann sein gelbes Impfbüchlein vertrauensvoll an den Mitarbeiter des griechischen Bürgerbüros hinüberreichen und darf darauf vertrauen, dass die Rückfragen des Mitarbeiters freundlich und geduldig adressiert werden (von Norbert natürlich, auf Griechisch). Und dann bekommt man eine Einladung zum Impftermin zurückgereicht.


Ein wenig warten am KEP (dem Bürgerbüro)...
...und schon hat man eine Einladung zum Impftermin

Kapitel 6: Im Gesundheitszentrum von Argalasti


Eines frühen Morgens war es also tatsächlich so weit für uns. Um kurz vor neun trudelten wir beim kleinen Gesundheitszentrum unseres Nachbarorts Argalasti ein, unsere Einladung und Impfbüchlein, Pässe und europäischen Covid-Impfbescheinigungen schön ordentlich in Klarsichtmappen in der Hand, voller Erwartung.



Das Impfzentrum bestand aus einem Behandlungsraum im Gebäude und einer Wartebank davor. Dort füllten wir mittels Google Translate mehr schlecht als recht unsere Aufklärungsbögen auf Griechisch aus und durften hinein ins Behandlungszimmer.

Nun kann man zum weiteren Verlauf nicht mehr viel sagen: Ärztin und Assistentin waren beide sehr freundlich, sprachen Englisch, checkten noch einige Eckdaten ab, und zack – schon waren wir geimpft.


Zwei Minuten später saßen wir draußen auf der Wartebank in der Sonne und wussten erst einmal gar nicht, wie uns geschehen war. Auf der kurvenreichen Heimfahrt blubberte das Glück in unseren Bäuchen und wäre uns jemand entgegengekommen, er hätte uns beide ziemlich dämlich grinsen gesehen.



Kapitel 7: Ende gut, alles gut


Für den finalen Schritt, die Bestätigung der erfolgten Impfung, mussten wir noch einmal zum Bürgerbüro, das die Impfbescheinigungen ausstellt. Dazwischen kam das Wochenende, an dem ich garstig durchgeschüttelt wurde vom Vakzin, während es Lutz allerdings ganz wunderbar ging. Und dann kam noch der Schneesturm, der die ganze Region von den Berggipfeln bis zum Meer meterdick unter erstaunlichen Schneemengen begrub und uns im Haus einschloss. Ganz so einfach sollten wir es also nicht haben beim zweiten Teil unserer Aventüre.



Aber wir wissen ja alle: Wenn das Leben Dir mal richtig viel Schnee gibt, dann baust Du eben einen Schneemann. Unserer erfreute uns mit seinem sonnigen Gemüt, während wir gemütlich am Kamin saßen, Tee tranken und Apfelkuchen aßen.



Der Schnee taute langsam ab und fünf Tage nach unserem Impftermin holten wir letztendlich (sogar ganz ohne Norbert) erfolgreich die Impfbescheinigungen im Bürgerbüro ab. Und damit war die Aventüre in, wie wir nun wissen, sieben Kapiteln beendet, der Gegner (das Virus? Oder eher die Bürokratie?) überwunden, der Sieg erlangt.


Für jeden, der in der Selbstverständlichkeit des heimischen Systems die Impfungen eher als triviale Normalität oder lästigen weiteren Termin im Kalender erlebt hat, der wird kaum nachvollziehen können, was dieser phänomenale Booster Shot für uns bedeutet. Er markiert hier nicht nur das Ende eines einmonatigen Marathons durch die Behörden, Impfzentren und Krankenhäuser zweier Länder, sondern ist für uns auch die Eintrittskarte zu weiteren Zielen und damit quasi der Garant unserer Freiheit. Zumindest für die kommenden sechs Monate.


Und jetzt?


Unseren Schneemann lassen wir einsam auf der Terrasse vor sich hin schmelzen, während wir aufbrechen zu einer Tour durch das südliche Griechenland. Delphi, Athen und der Peloponnes wollen dringend von uns bereist werden. Dann tun wir ihnen doch den Gefallen.

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