Sophie
Steine und Meer Teil 1
Aktualisiert: 22. Feb. 2022
Kreuz und quer durch Griechenland
Von Neugier getrieben haben wir uns auf den Weg gemacht, das griechische Festland zu erkunden. Vor lauter Tiefenentspannung beim Treibenlassen durch die vielen neuen Eindrücke blieb das Schreiben eine ganze Weile wortwörtlich auf der Strecke. Ich gelobe sowohl Besserung als auch Verwässerung. Mehr Bilder, weniger Text für diesen Reiseabschnitt.
Meteora
Die Gegend am Rand des Pindos-Gebirges in Thessalien war seit dem 11. Jahrhundert Fluchtpunkt für hauptberufliche Misanthropen. Einsiedeleien wurden zu Klöstern, eines schier unmöglicher als das andere an und auf die steilen Sandsteinfelsen geklatscht.
Meistens ging es mit einer Einsiedelei los, dann gesellten sich weitere Mönche hinzu, es wurde ausgebaut. Die Klöster waren allerdings zunächst nur kletternderweise oder per Strickleiter zu erreichen. Am Ende wurden dann Lastenaufzüge und Treppen gebaut und anders als am berühmten Athos dürfen nun sogar Frauen die Klöster (natürlich gegen Eintritt) betreten. Ich durfte allerdings nicht, denn ich trug eine offensichtlich viel zu aufreizende Funktions-Wanderhose. Die Damenwelt wird in den Klöstern jedoch nur in Röcken toleriert.
Ich tröstete mich also zum einen damit, dass die Klöster ja von außen deutlich eindrucksvoller wirken als von innen, und zum anderen mit der Auskunft eines Bekannten, dass die Mönche angeblich heutzutage von besoldeten Studenten lediglich gespielt werden. Was Schmuckeremiten der heutigen Zeit angeht, ist mir persönlich Friedrich Liechtenstein (bekannt aus den Edeka -Werbespots) lieber. Der logiert ganz offiziell als Schmuckeremit über einem Berliner Brillenladen.

Delphi
Normalerweise halte ich mich ja nicht für den Nabel der Welt, aber mittlerweile darf ich mit Fug und Recht behaupten, dass ich immerhin schon einmal dort gewesen bin, am sprichwörtlichen Nabel der Welt.
In Delphi sollen sich die zwei Adler, die Zeus von den beiden Enden der Erde losgeschickt hatte, um den Mittelpunkt der Welt zu ermitteln, getroffen haben und man markierte das Ganze mit dem Omphalos (=Nabel), einem Stein in der Form eines überdimensionierten Fingerhuts. Das (vor Jahrtausenden verschleppte und zerstörte) Original konnten wir freilich nicht besichtigen, wir mussten mit einem Ersatznabel Vorlieb nehmen.

Wie aus der bestenfalls gleichbleibenden Qualität der Blogbeiträge ersichtlich wird, habe ich auch nicht aus der kastalischen Quelle getrunken, die einem die Dichtergabe verleiht. Immerhin habe ich mit dem Wasser wohl geduscht, denn es wird zur Versorgung der modernen Kleinstadt Delphi herangezogen.
Wir sind hier bekanntlich in der off season unterwegs, daher war es wie immer recht ruhig auf dem ehemals heiligen Hain. Wäre in der Antike übrigens nicht anders gewesen, denn das berühmte Orakel von Delphi hatte nur in den Sommermonaten geöffnet, und dann auch immer nur am siebten Tag des Monats. Eventuell musste sich die Priesterin zwischen den Terminen erholen, denn um in Kontakt mit der göttlichen Wahrheit zu treten hatte sie auf einem Dreifuß über einer Erdspalte zu sitzen, aus der Dämpfe aus dem Erdinnern aufstiegen. Dabei geriet sie in Trance und gab Lautäußerungen von sich, die vom Tempelpersonal dann als Weissagung ausformuliert wurden.
Moderne Geologen wollen ermittelt haben, dass es sich bei den Ausgasungen um Ethylen, Methan und Kohlendioxid gehandelt habe, die bei der armen Priesterin einen Sauerstoffmangel und folglich Halluzinationen verursacht hätten.
Bei unserem Besuch roch es allerdings ganz wunderbar nach Frühblühern und Kiefernnadeln.
