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Steine und Meer Teil 2

Aktualisiert: 22. Feb. 2022

Kreuz und quer durch Griechenland


Endlich Athen!


Die Kurzform kann der Fülle der Eindrücke niemals gerecht werden. Wir waren eine Woche in Athen und jeden Tag unterwegs durch mehr als 2500 Jahre Geschichte. Ein weiteres historisches Ereignis war Lutz´ Geburtstag, den wir sehr kulturbeflissen im Akropolis-Museum begingen. Sein Geschenk war ein Buch über die Erbauung des Parthenon und jaha! - er hat sich gefreut. So sehr ich mich über tonnenweise rot- und schwarzfigurige Vasen und Marmor- und Bronzestatuen freuen kann, so sehr interessiert er sich für antike Bautechnik und Erfindungen – wofür es in Athen natürlich auch ein Museum gibt (das Eureka – Museum), das Lutz sich begeistert reinzog, während ich über den Pnyx joggte. (Pnyx = selbstverständlich extrem geschichtsträchtiger Hügel neben der Akropolis, auf dem 508 bis 330 v. Chr. die Volksversammlung der Attischen Demokratie stattfand. Rednertribüne ist noch sichtbar, da aus Stein. Man kann sich da sehr erhaben fühlen, und einen schönen Blick auf die Stadt hat man auch noch.)


Lutz an seinem Ehrentag in den Weiten des Akropolismuseums

Rechts im Bild besagte Rednertribüne auf dem Pnyx mit ansprechendem Blick. Die Zuhörer wiederum wurden nicht abgelenkt und erfreuten sich am Anblick des Redners.

Klar, bei diesem Besuch waren wir auf der Akropolis, auf der griechischen Agora, im Nationalmuseum, im Akropolismuseum, überall in der Altstadt, auch in den neuerdings hippen Vierteln Psyrri und Exarchia, die bei den Instagrammern für ihre Graffiti besonders beliebt sind, wir waren auf dem Markt (Achtung, Innereien überall und interessanterweise drehen sich da am Spieß oft Schafsköpfe wie bei uns die Grillhähnchen. Wer isst den so eben Mal einen Schafskopf auf die Hand?) und haben in zahlreichen Grillrestaurants Souvlaki im Pitabrot geholt.


Auf der Akropolis



Athen querbeet


Wir haben die Evzonen ihr Schattenballett in Zeitlupe tanzen sehen und gestaunt über dieses andere Empfinden von männlich-soldatischer Kleidung. Gerade wenn man aus dem Schwarzwald kommt, ist es faszinierend zu sehen, dass der Boller vom bekannten Hut hier an die Schuhspitze rückt und die Beine in den weißen Wollstrumpfhosen so hoch geworfen werden, dass man unter dem Röckchen den tapferen Soldaten ständig in den Schritt schauen muss.



Wir waren unterwegs in der pastellfarbenen Plaka und dem weißgetünchten Anafiotika, dem Stadtviertel am Fuß der Akropolis, das Mitte 1900 illegal von Arbeitern einer Kykladeninsel im verschachtelt-eng-weiß Stil erbaut wurde. Letzteres ist, im Gegensatz zu den Behauptungen in gefühlt 100 000 Blogs und Stadtführern, wahrhaft kein Geheimtipp, denn sonst wäre es ja nicht in 100 000 Blogs und Stadtführern als solcher zu finden.


Wir waren am marmornen Panatheneikon-Stadion, auf dem Lykabettos- und dem Philopapposhügel, wir waren dekadent Kaffee trinken mit Blick auf die Akropolis – wobei der Blick der einzige Luxus ist, denn der Kaffee, so er gut ist, ist in Griechenland überall relativ teuer (Cappuccino meist für 3 Euro die Tasse) und in den diversen Cafés mit Blick auf die Akropolis sind die Preise auch nicht höher.



Ach, Athen


Wer durch die Innenstadt läuft, der muss grundsätzlich erst mal nichts dafür zahlen in mehrere tausend Jahre Geschichte einzutauchen, überall umgeben von Gebäuden und Orten, die man aus dem Geschichtsunterricht, aus historischen Dokumentationen, aus Sagen und Erzählungen kennt.


Plötzlich steht man also davor, steht mittendrin in all dieser Historie und dann – hat man Hunger oder muss aufs Klo, man fröstelt oder schwitzt nach dem Anstieg auf die Akropolis, der Rücken tut weh nach sechs Stunden Stehen vor Vitrinen im Museum.



Wie ist das alles erhaben und man selber eben nur ein unbedeutendes Würmchen inmitten der Pracht. Man muss den alten Griechen gratulieren, die das alles meisterlich genau so gebaut haben, um im Betrachter dieses Gefühl der Unzulänglichkeit zu erzeugen. Vergleichbar erschlagen von der historischen Herrlichkeit Roms hatte Robert Gernhardt selig seinerzeit nach ausführlicher Schwärmerei ebenfalls kapituliert und seine Erfahrung zusammengefasst mit „Rom hat viel alte Bausubstanz“ (ROMA AETERNA, 1991). Ich kann es bestätigen und hinzufügen: Athen hat noch mehr. Und noch ältere.



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