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  • AutorenbildSophie

Zypern über Wasser

Wir bereisen den griechischen Süden Zyperns mit der uns typischen Gründlichkeit und stellen am Ende fest, dass wir letztlich ganze sechs Wochen auf der Insel verbracht haben. Selbst für uns stellt das einen Langsamkeitsrekord auf einer so kleinen Fläche dar. Aber wenn es uns irgendwo gefällt, dann bleiben wir eben länger. Somit hat es uns auf Zypern wohl ganz gut gefallen.

Vielleicht liegt unsere Langsamkeit aber auch daran, dass wir eisern nur mit dem ÖPNV unterwegs sind, was hier weder die einfachste, noch die schnellste Fortbewegungsart ist. Aber es funktioniert immer irgendwie.



Unsere Stationen im Süden der Insel:


Kakopetria


Nach der fast unerträglichen Hitze in der Inselhauptstadt Nikosia (jeden Tag steigt die Temperatur tagsüber auf knapp 40 Grad, nachts wird es kaum kühler als 30 Grad) zieht es uns in die Berge, auf der Suche nach Abkühlung. Die finden wir auch tatsächlich in Kakopetria, einem kleinen Bergdorf auf etwa 700 Metern Höhe. Das Dörfchen ist hübsch, abgelegen, verschlafen – das gefällt uns gut nach dem Gewusel der Stadt.



Von hier aus kann man im Troodos Gebirge wandern gehen – der höchste Berg (natürlich Olymp genannt, wahre Größe benötigt auch einen großen Namen) ist hier immerhin fast 2000 Meter hoch und als wir ihn auf seinen Flanken umrunden, frösteln wir gelegentlich sogar einmal, ein Gefühl, das wir seit vielen Wochen nicht mehr hatten.



Diese Region Zyperns ist von der UNESCO weltkulturbeerbt für ihre sogenannten Scheunenkirchen mit byzantinischen Fresken. Die Kirchen tragen, wie man sich denken kann, ein scheunenartiges Dach und wirken von außen ziemlich unscheinbar. Im Inneren drängen sich dann orthodoxe Ikonen und großflächige Freskenmalerei, auf der sich alle Beteiligten misstrauisch zu beäugen scheinen.



Selbst Ochs und Esel werfen Maria Blicke zu, die töten könnten. Die selbige scheint auch nicht sonderlich fröhlich. Wenn man das Jesuskind betrachtet, das ihre Brust mit den Zähnen in die Länge zieht, scheint sie hier auch eher einem grimmigen älteren Herren das Leben geschenkt zu haben.



Also einmalige Kunst und Weltkulturerbe, und dann gibt es hier auch etwas neuere Geschichte: ehemalige Verstecke der griechischen Freiheitskämpfer, die sich in den Bergen vor dem Zugriff der britischen Militärs im Boden eingruben. Außerdem alte Ölmühlen, verwinkelte Dorfgassen und jede Menge Katzen, die, wie so oft, besonders scharf auf Lutz sind. Vielleicht haben sie einen siebten Sinn dafür, wer eine Katzenhaarallergie hat.



Larnaka



Hier kann man nicht nur tauchen, auch über Wasser gibt es etwas zu sehen. Larnaka hat eine jahrtausendelange Besiedlungsgeschichte und im wirklich lohnenswerten archäologischen Museum der Stadt kann man den verschiedenen Kulturen, die sich hier getroffen haben, in ihre steinernen Gesichtern schauen, manche wirken eher ägyptisch, andere persisch, andere griechisch.



Dann gibt es natürlich wieder Festungsbauten, seinerzeit in Sukzession von den Lusignan, den Venezianern, den Ottomanen und den Briten genutzt, unter anderem auch für Hinrichtungen am Strang in einem kleinen Nebenzimmer. Die Zeiten sind zum Glück vorbei, mittlerweile ist die Festung ein Museum und der Innenhof wird gelegentlich für Theateraufführungen genutzt. Das Leben in der Stadt spielt sich größtenteils draußen ab, die Touristen braten sich tagsüber an den langen extrem flachen Sandstränden, die Einheimischen kommen bei Sonnenuntergang hinaus, um zu promenieren.



Paphos


Paphos ist Lutzens Lieblingsstadt auf Zypern und ich kann es verstehen. Hier gibt es alles: Strände, Geschichte, Kultur und in der Nähe sogar: Natur und Wandermöglichkeiten. An der Strandpromenade kann man entspannt am Meer entlang laufen, mal blickt man auf antike Ruinen, mal auf den Leuchtturm, mal auf die obligatorische Festung und mal auf das hier gestrandete Schiff.



Gestrandete Schiffe sind so eine Sache an Zyperns Küste. Viele liegen unter Wasser, einige sind aber auch in Küstennähe auf Grund gelaufen und ragen nun etwas fehlplatziert aus den Wellen auf.



In der Antike wohnten hier Griechen und Römer in luxuriösen Villen mit Strandblick, heute darf man sich ihre Fußböden ansehen, was sich tatsächlich lohnt, weil darauf damals so großzügig wunderschöne Mosaike verlegt wurden.



Ein Stück außerhalb der alten Stadt beerdigte man dann die Honoratioren der Stadt in riesigen, aus dem Fels gehauenen Grabanlagen, die heute ebenfalls zugänglich sind. Mit ihren Säulengängen und offenen Lichthöfen sind sie den ehemaligen Häusern ihrer Bewohner nachempfunden.



Überwältigt von all der Kultur kann man sich dann auch mal an den Strand legen.



Oder zur Erholung durch die nahegelegene Avakas Schlucht wandern. Sehr beeindruckend, aber bei fast 40 Grad auch ein wenig Survival Training. Unser Wasser kaufen wir mittlerweile oft im 10-Liter Kanister. Für einen Wandertag verbrauchen wir zu zweit auch gerne mal bis zu sechs Liter. Am Ende der Schlucht, nach dem Rückweg über eine staubtrockene Hochebene, sind wir besonders froh in der einzigen Gaststätte der Gegend ein üppiges Mahl serviert zu bekommen, und das auch noch im Schatten von Weinlaub.



Den örtlichen Katzen gönnen wir auch ein paar Futterdosen, was unsere Terrasse schnell zu DEM Treffpunkt der Stadt für die Dauer unseres Aufenthaltes macht. Und eines Nachts wacht Lutz auf und richtet sich ruckartig im Bett auf, was mich ebenfalls weckt. Ich frage flüsternd, was los ist. Er haucht: „Da ist jemand in der Wohnung.“ Es raschelt. Und dann verrät sich der Einbrecher durch ein recht quengeliges „Miau!“. Eine Straßenkatze hat sich durch einen Fensterspalt und unter der Jalousie durchgedrückt, um zu uns in die Wohnung zu springen und eine weitere Mahlzeit zu verlangen. Es ist drei Uhr morgens.



Was uns in der Gegend in und um Paphos besonders auffällt: Überall wird gebaut, besonders gerne direkt am Meer, dort stehen auch haufenweise klotzige Neubauten mit verglasten Fronten und begrünten Gärten. Nur scheint alles leer, unbewohnt. Die Lösung des Rätsels scheint zu sein, dass hier Anwärter auf eine EU-Staatsbürgerschaft die notwendigen Millionen in ein Bauprojekt auf der Insel stecken und dafür mit einem europäischen Pass belohnt werden, der es ihnen dann ermöglicht, an einem Ort in Europa zu leben, den sie attraktiver finden als Zypern – jedenfalls scheinen die ganzen Neu-Europäer alle gerade nicht zu Hause zu sein. Die Zyprer sind darüber nicht gerade glücklich, denn von diesen Investitionen profitieren sie nicht, stattdessen steigen dank all der Nobelbauten die Mieten auf der Insel – kein guter Deal für die Bevölkerung. Aber die Baufirmen werben ganz unverhohlen für ihre Großprojekte mit anschließender Passvergabe.



Latsi


Der westlichste Zipfel der Insel ist ein Naturschutzgebiet mit türkisblauen Buchten, wo sich die Touristenboote drängen. Im Landesinneren darf man die die Bäder der Aphrodite bewundern und auf ihren Pfaden wandern. Ich habe meine Zweifel, ob die Göttin der Schönheit wirklich in diesem vermoosten Nichtschwimmerbecken gebadet hätte. Aber der Blick vom Wanderweg, der nach ihr benannt ist, ist wirklich ausgesprochen schön.



Pano Panagia


Die Temperatur an der Küste war mal wieder höllisch, wir fliehen also erneut für kurze Zeit in die Berge, diesmal nach Panagia, wo man auf dem dortigen Hausberg, dem Vrouni, herumstreifen kann. Dort fühle ich mich heftig an die Weinterrassen des Kaiserstuhl erinnert, etwas Wehmut kommt da schon mal auf.



Aber für Heimweh ist jetzt nicht die Zeit, denn die Reise geht weiter gen Osten. Zu nachtschlafender Zeit verlassen wir Zypern und fliegen hinüber aufs Festland, nach Israel.

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